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Deutschland hinkt bei PPAs international hinterher

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Berlin, Oxford / UK – International entwickeln sich direkte Stromlieferverträge (PPAs) für regenerative Kraftwerke zu einer festen Größe im Energiemarkt. Trotz großem Potenzial hinkt Deutschland derzeit allerdings hinterher. Das könnte sich schnell ändern.

Die Analysten des Beratungsunternehmens Aurora Energy Research haben den PPA-Markt in Deutschland und die Bedeutung von PPAs für die Umsetzung der Energiewende untersucht. Ihr Fazit: Staatliche Bürgschaften könnten den PPA-Markt vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen voranbringen.

Auslaufende EEG-Vergütung für Altanlagen bringt Bewegung in deutschen Markt
Vor allem in Skandinavien, aber auch in Großbritannien, Spanien und Portugal sowie den USA boomt der Markt für PPAs. In den vergangenen zwei Jahren wurden allein in Skandinavien PPAs für eine Kraftwerksleistung von rd. 4.300 Megawatt (MW) abgeschlossen. Darunter befindet sich auch der weltweit bislang größte PPA, mit dem sich der norwegische Aluminiumhersteller Norsk Hydro für 19 Jahre den Strom aus dem schwedischen 650 MW Rekord-Onshore-Windpark "Markbygden" sichert.

In Deutschland ist das vorhandene Potenzial dagegen noch weitgehend ungenutzt. Mit dem Auslaufen der EEG-Vergütung für ältere Anlagen kommt Bewegung in den Markt und viele Betreiber arbeiten an entsprechenden Angeboten. Dass die Nachfrage aber noch gedämpft wird, liegt u.a. daran, dass die Finanzierung für die Abnehmer häufig teuer ist und die Wirtschaftlichkeit leidet. Mit sinkenden Technologiekosten dürfte das Interesse steigen, zumal im Zuge der Klimaschutzdebatte immer mehr Unternehmen in Deutschland gezielt grünen Strom beziehen wollen.

PPA-Potenzial könnte durch staatliche Kreditbürgschaften erschlossen werden
Industrie und Gewerbe verbrauchen in Deutschland pro Jahr rd. 380 Terrawattstunden (TWh) Strom. Davon könnten nach Einschätzung von Aurora Energy Research allein die 200 größten deutschen Unternehmen gut 50 TWh Strom (rd. 13 Prozent) über PPAs einkaufen, der in regenerativen Kraftwerken mit einer Leistung zwischen 17.000 und 23.000 MW erzeugt wird. Das Marktvolumen dieser Strommenge liege bei etwa 2 Milliarden Euro, so Aurora. Durch die planmäßige Umsetzung des Kohleausstiegs könnten durch die Nachfrage der großen Versorger weitere 6.000 bis 8.000 MW an regenerativer Kraftwerksleistung dazukommen, so dass sich eine regenerative Gesamtleistung von 31.000 MW ergibt.

Ein noch größeres Potenzial könnte erschlossen werden, wenn die Politik eingreift und kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu PPAs erleichtert: Denn mit dem Abschluss eines direkten Stromliefervertrags gehen die Firmen eine langfristige Verpflichtung ein, die meist über Bankbürgschaften abgesichert werden muss. „Für kleinere Unternehmen ohne sehr gute Bonität sind die Kosten dafür schnell so hoch, dass die Wirtschaftlichkeit des PPAs infrage steht“, sagt Peter Baum von Aurora Energy Research. Deshalb schlagen die Aurora-Experten ähnlich den Hermes-Exportbürgschaften eine staatliche Bürgschaft vor. „Das würde vor allem den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland zugutekommen und dem Markt für PPAs erheblichen Schub verleihen.“


© IWR, 2019


13.06.2019

 



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