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Strom: Portugal schaltet bis Ende 2021 alle Kohlekraftwerke vorzeitig ab

© EDP© EDP

Lissabon – Das Ende der Kohlekraftwerke in Portugal naht früher als geplant. Ein Grund ist die fehlender Wettbewerbsfähigkeit der Kohleverstromung. Doch Alternativen sind in Sicht.

Die Beschleunigung der Energiewende hat die Aussichten für den Betrieb von Kohlekraftwerken auf der iberischen Halbinsel deutlich verschlechtert. Der portugiesische Energieversorger EDP reagiert schon früh und zieht die Abschaltung seiner Kohlekraftwerke in Portugal und Spanien vor. Alternative Nutzungskonzepte sind gefragt.

EDP-Fahrplan für den Kohleausstieg und Einstieg in alternative Nutzungskonzepte
Der portugiesische Stromversorger EDP hat bereits Ende 2019 festgestellt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Kohlekraftwerken verschlechtert. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser Anlagen würden durch die höheren Kosten für CO2-Emissionen, die niedrigeren Gaspreise und das geplante schnellere Wachstumstempo der installierten Kapazität erneuerbarer Energien negativ beeinflusst. Außerdem sei absehbar, dass die hohen Steuern und Abgaben, die diese Anlagen belasten, zusammen mit dem politischen Willen, die Schließung dieser Anlagen vorwegzunehmen, anhalten werden.

Schon ein halbes Jahr später teilte EDP im Juli 2020 mit, dass der Prozess der Abschaltung seiner Kohlekraftwerke auf der Iberischen Halbinsel (Portugal und Spanien) vorgezogen wird. An den Standorten werden stattdessen Projekte für potenzielle Investitionen im Rahmen der Energiewende entwickelt.

EDP-Kohlekraftwerk Sines in Portugal: Alternativer Standort für grünen Wasserstoff
Für das portugiesische Kohlekraftwerk Sines an der Atlantikküste mit einer Leistung von 1.180 MW hatte EDP den Verzicht auf die Erzeugungslizenz mit Wirkung zum Januar 2021 eingereicht. Am 14.01.2021 war der letzte Arbeitstag für das Kraftwerk nach 35 Jahren Betriebszeit, teilte EDP mit. Das Kraftwerk produziert allerdings schon seit Januar 2020 regulär keinen Strom mehr. Die Schließung des Kohlekraftwerks kommt jetzt rd. 10 Jahre früher als ursprünglich geplant. Für den bisherigen Kohlestandort hat EDP in einem Konsortium stattdessen ein alternatives Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff entwickelt. Dieser Wasserstoff kann über den Hafen der Stadt Sines auch exportiert werden. Das Projekt wird als IPCEI-Vorhaben (Important Project of Common European Interest) der EU realisiert.

EDP hat zudem in Spanien die endgültige Stilllegung des Kohlekraftwerks Soto de Ribera 3 (346 MW) für 2021 angezeigt. Diesen Kraftwerksstandort nahe der Stadt Oviedo (Asturien) an der Atlantikküste im Norden Spaniens will EDP vorbehaltlich einer Prüfung zu einem Standort für Energiespeicher umbauen. Für den spanischen EDP-Kraftwerksstandort Aboño nahe der Stadt Gijon, ebenfalls an der spanischen Atlantikküste gelegen, plant EDP vorbehaltlich der Genehmigung für den Block 1 (342 MW) die Umstellung von Kohle auf Gas, während der Block 2 (562 MW) noch als Bakcup Kraftwerk vorgehalten warden soll.

Kohlekraftwerk Pego 1 in Portugal – Abschaltung bis Ende 2021
Der Kraftwerksstandort Pego (Pego 1 und 2) liegt etwa 150 km östlich von Lissabon am Fluss Tagus, nahe der Stadt Abrantes. Während es sich bei Pego 1 um ein Kohlekraftwerk handelt, wird Pego 2 als Gaskraftwerk betrieben. Nach Angaben von Europe Beyond Coal ist die Abschaltung des Kohlekraftwerks Pego 1 bereits für November 2021 vorgesehen. Damit würde das letzte Kohlekraftwerk in Portugal vom Netz gehen.

Zukünftiger Strom-Mix in Portugal: Gaskraftwerke und Erneuerbare Energien mit Fokus auf Offshore Windenergie
Wenn 2021 die Ära der Kohleverstromung in Portugal endet, wird das Land in Zukunft auf Erdgas und erneuerbare Energien (Wind-, Solar, Bioenergie und Wasserkraft) setzen. Vor allem die Nutzung der Offshore Windenergie dürfte in Zukunft in den Fokus rücken. Portugal hat ein gewaltiges Offshore-Windpotenzial an der Atlantikküste. Für die Nutzung kommt es wegen der großen Wassertiefen darauf an, dass Offshore Windparks auf schwimmenden Fundamenten (Floating Offshore) realisiert werden. Erste Pilotvorhaben mit leistungsstarken Offshore Windkraftanlagen sind bereits realisiert.

© IWR, 2021


18.01.2021

 



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