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Deutschland stellt Gasversorgung im Rekordtempo auf Flüssiggas um

© Uniper, LNG Schiff© Uniper, LNG Schiff

Berlin - Deutschland verfügt derzeit über keine eigenen LNG-Terminals und ist bei Erdgas noch auf die leitungsgebundene Versorgung aus Russland angewiesen. Geht es nach der Bundesregierung, wird sich das bereits sehr schnell ändern, um die hohe russische Abhängigkeit zu reduzieren.

Die Bundesregierung plant derzeit den Einsatz von vier schwimmenden Spezialschiffen, um die Versorgungssicherheit mit Erdgas in Deutschland kurzfristig weiter zu erhöhen. Damit das flüssige Gas in die Gaspipelines eingebracht werden kann, muss allerdings erst noch die Infrastruktur gebaut werden. Der erste Spatenstich erfolgte bereits. Danach geht es Schlag auf Schlag.

Startschuss für den Bau des ersten schwimmenden Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven
In Wilhelmshaven hat gestern (05.05.2022) mit den Rammarbeiten der Bau des ersten schwimmenden Terminals für flüssiges Erdgas in Deutschland begonnen. Neben Wilhelmshaven soll bereits bis zum Jahresende 2022 noch ein weiterer schwimmender Terminal (Floating Storage and Regasification Units, FSRU) in Brunsbüttel zur Verfügung stehen. Insgesamt sind vier solcher FSRU-Terminals in Deutschland vorgesehen, die Fertigstellung der restlichen zwei Terminals ist für Mai 2023 geplant. Minister Habeck: „Das Interessante ist, dass alles auch für Wasserstoff ausgerichtet wird.“ In Summe können mit den vier Schiffen laut Ministerium 20 Mrd. m³ Erdgas importiert werden. Dadurch reduziert sich die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas von aktuell jährlich 55 Mrd. m³ Gas bereits drastisch.

Gasversorgung in Deutschland: RWE und Uniper betreiben zukünftig Flüssiggas-Schiffe
Konkret mietet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) jeweils zwei Schiffe von den Anbietern Höegh LNG (Norwegen) und Dynagas (Griechenland). Der Betrieb der Schiffe erfolgt durch die Energieunternehmen RWE und Uniper mit denen der Bund jeweils Dienstleistungsverträge schließt. Die Stationierung des ersten Schiffs von Höegh wird zum Jahreswechsel 2022/23 in Wilhelmshaven vorgenommen, den Betrieb übernimmt hier Uniper. Uniper forciert die Planungen für einen Wasserstoff-Knotenpunkt am Standort Wilhelmshaven ohnehin bereits seit längerer Zeit.

Zusätzlich zu den schwimmenden Flüssiggas-Terminals sind zwei weitere LNG-Terminals an Land in Brunsbüttel und Stade geplant. Die jährliche Kapazität dieser Anlagen an Land ist deutlich höher als bei den schwimmenden Terminals, der Bau dauert aber länger.

LNG-Terminalkapazitäten in den Nachbarländern reichen für zusätzliche Versorgung Deutschlands nicht aus
LNG Terminals stehen zwar bereits in den Nachbarstaaten Niederlande, Frankreich, Belgien und Polen zur Verfügung und können auch für die Versorgung Deutschlands in Betracht kommen. Allerdings stellen diese Terminals eine Regasifizierungskapazität von lediglich ca. 40 Mrd. m³ im Jahr dar, der gesamte Gasbedarf allein in Deutschland liegt laut Ministerium aber bei ca. 95 Mrd. m³ pro Jahr. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Anlandekapazitäten bei hoher Nachfrage aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Polen nicht ausreichen, um zusätzliche, für Deutschland bestimmte Gasmengen anzulanden. Deshalb sind eigene Anlandekapazitäten in Deutschland notwendig.

Gasspeicher in Europa füllen sich weiter
Mit Stand vom 06.05.2022 (Aktualisierungsdatum: 04.05.2022) beträgt der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland 36,7 Prozent. Der bisherige Jahrestiefststand 2022 wurde am 09.03.2022 mit 24,78 Prozent erreicht. Das ist allerdings auch noch weit vom bisherigen Allzeittief in den letzten zehn Jahren entfernt, als am 03.04.2018 die deutschen Gasspeicher nur zu 14,37 Prozent gefüllt waren.

In der EU erreicht der Füllstand laut den Daten des Verbandes Gas Infrastructure Europe (GIE) aktuell 35 Prozent. Von den einzelnen EU-Ländern weist den höchsten Gasfüllstand derzeit Portugal mit 88,8 Prozent auf, vor Polen mit 81,4 Prozent.

© IWR, 2022


06.05.2022

 



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