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EDF: Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C verzögert sich und wird teurer

© EDF© EDF

Paris – Der Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C in Großbritannien verzögert sich und wird erneut teurer. Das hat der französische Stromkonzern EDF jetzt mitgeteilt. Die erwarteten Mehrkosten tragen aber nicht die britischen Verbraucher.

Der französische Stromkonzern EDF baut zusammen mit dem chinesischen Projektpartner China General Nuclear Power (CGN) das britische Atomkraftwerk Hinkley Point C. Doch der ursprüngliche Zeit- und Kostenplan kann nicht eingehalten werden.

Atomkraftwerk Hinkley Point C: EDF-Rendite schmilzt weiter - dynamischer Baukosten- und Zeitplan
Im Juli 2016 hat der Verwaltungsrat des staatlich dominierten, französischen Energiekonzerns EDF endgültig grünes Licht für den Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C mit einer Leistung von 3.200 MW (2 Blöcke a 1.600 MW) in Großbritannien erteilt. In regelmäßigen Überprüfungs-Memos teilt EDF die neuesten Kosten- und Zeitplanschätzungen mit. Im Juli 2017 gab es bereits die erste Anhebung der Kostenschätzung, u.a. wegen eines „besseren Verständnisses des Anlagendesigns“. Die ursprüngliche EDF-Rendite (IRR) 2017 von 9 Prozent reduzierte sich damals auf 8,5 Prozent.

Nach einer aktuellen EDF-Mitteilung vom 27.01.2021 verzögert sich der Beginn der Stromerzeugung von Block 1 und wird nun für Juni 2026 erwartet. Die Kostenschätzung gibt EDF aktuell mit 22 bis 23 Mrd. £ (zum Referenzkurswert von 1 £2015 = 1,23 Euro) an, die geschätzte Rendite (IRR) für EDF sinkt auf Grund der neuerlichen Mehrkosten auf 7,1 bis 7,2%. Als Grund für die neuerlichen Verzögerungen wird die COVID-19 Pandemie angegeben.

AKW-Finanzierung Hinkley Point C: Risikoverteilung auf französische und britische Steuerzahler
Der Bau eines Kernkraftwerks ist auf Grund der hohen Baukosten in Milliardenhöhe und der langen Projektdauer von über 10 Jahren bis zur Inbetriebnahme mit erheblichen Risiken verbunden. So ist beispielsweise die Fertigstellung des derzeit einzigen im Bau befindlichen Atomkraftwerks in Frankreich, Flamanville, bereits um 10 Jahre im Zeitverzug. Die Baukosten von ursprünglich 3,3 Mrd. Euro sind schon auf über 12 Mrd. Euro geklettert.

Neben diesen den AKW-Bau betreffenden Risiken erschweren auch noch die hohen Marktrisiken die Finanzierung derartiger Großprojekte. Niemand kann konkret zum Projektbeginn sagen, wie hoch die Strompreise nach AKW-Fertigstellung in 10 oder mehr Jahren sind und wie sich der Energiemarkt entwickelt. Aus diesem Grund hat auch der japanische Hitachi-Konzern im Jahr 2020 die Pläne für den Bau des britischen Atomkraftwerks „Horizon“ endgültig begraben, nachdem die britische Regierung keine Zusage über einen garantierten Strompreis für den eingespeisten Atomstrom geben wollte. Die Marktrisiken auf der Erlösseite waren den Investoren zu hoch.

„Beim Bau des britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C verteilen sich die Bau- und Marktrisiken am Ende auf den französischen und britischen Steuerzahler“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster. Das Baukosten-Risiko übernimmt der staatlich kontrollierte französische Stromkonzern EDF zusammen mit der chinesischen CGN. Zeitliche Verzögerungen und höhere Kosten gehen einseitig zu Lasten der börsennotierten EDF und mindern die erwartete Rendite des Staatskonzerns kontinuierlich. Sollte es allerdings zu einem ähnlichen Kostenfiasko wie beim AKW-Bau von Flamanville oder dem finnischen AKW-Projekt Olkiluoto 3 kommen, wird letztendlich der französische Steuerzahler in Haftung genommen.

Das Marktrisiko (Strompreis) für das AKW-Projekt Hinkley Point C übernimmt dagegen der britische Steuerzahler. Mit der von der britischen Regierung zugesagten festen Vergütung für den Atomstrom in Höhe von umgerechnet rd. 10 ct pro Kilowattstunde (zzgl. Inflationsausgleich) über 35 Jahre wird die Differenz zu den Großhandels-Marktpreisen für Strom, die aktuell um rd. die Hälfte niedriger liegen, aus Steuermitteln der Briten finanziert.

© IWR, 2021


28.01.2021

 



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