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BMWi legt Stromverbrauchs-Analyse 2030 vor - Verbände fordern beschleunigten EE-Ausbau

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Berlin - Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hat gestern (16.11.2021) die ausführliche Analyse zur Entwicklung des Stromverbrauchs vorgelegt. Darin wird der Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 geschätzt. Die Energiewende und das novellierte Klimaschutzgesetz erfordern eine deutliche Anhebung des Strombedarfs.

Das BMWi ist bereits in seiner ersten Neuschätzung im Sommer des Jahres 2021 von einem deutlichen Anstieg des Strombedarfs bis 2030 in einer Range zwischen 645 bis 665 TWh ausgegangen. Nach der jetzt vorliegenden Analyse ergibt sich durch die weitere Umsetzung der Energiewende, den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft und die Verschärfung der Klimaziele ein Gesamtstrombedarf von 658 Terrawattstunden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält die Schätzung für zu niedrig und fordert ebenso wie der VDMA Power Systems eine Beseitigung der Hemmnisse für den Ausbau Erneuerbarer Energien (EE).

Wachsender Strombedarf vor allem in den Bereichen Verkehr, Wärmepumpen und grüner Wasserstoff
Die aktualisierte BMWi-Abschätzung basiert auf Szenariorechnungen der Prognos AG, in denen die aktuellen Ziele des Klimaschutzgesetzes für das Jahr 2030 berücksichtigt wurden. Nach den jetzt in einem Kurzpapier veröffentlichten Ergebnissen des Zielszenario 1 erwartet das Projektkonsortium bis 2030 gegenüber dem Vergleichsjahr 2018 einen Anstieg des Bruttostromverbrauchs auf 658 TWh (2018: 595 TWh). Der Anstieg des Stromverbrauchs ist vor allem zurückzuführen auf den Verkehrssektor und den steigenden Anteil der E-Mobilität (Strombedarf E-Mobilität: + 68 TWh, Schienenverkehr: + 5 TWh), Wärmepumpen (+ 35 TWh), die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff (+ 20 TWh) sowie die Produktion von Batterien und den Bedarf in Rechenzentren (+ 13 TWh). Eine steigende Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch aufgrund des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle dämpfen dagegen den Anstieg des Stromverbrauchs um etwa 80 TWh.

BDEW: Höherer Strombedarf macht Beschleunigung des EE-Ausbaus notwendig
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt die Anpassung der Stromverbrauchsprognose. Angesichts des Ausbaus der Elektromobilität, Geoenergienutzung und Wasserstoffwirtschaft sowie der zunehmenden Digitalisierung sei schon seit Langem klar, dass mehr Strom benötigt werde, so der BDEW.

Da die CO2-Minderungsziele des novellierten Bundes-Klimaschutzgesetzes den Handlungsdruck noch einmal deutlich verschärft haben, geht der BDEW von einem noch größeren Strombedarf in Höhe von etwa 700 TWh aus. „Aus unserer Sicht ist zudem ein höherer Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 70 Prozent bis 2030 erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen“, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae. Der BDEW fordert daher eine deutliche Anhebung der EE-Ausbaupfade im EEG bis zum Jahr 2030, für Windenergieanlagen an Land auf etwa 100 Gigawatt (GW), für Biomasse auf 11 GW und mindestens 150 GW für PV (Dach und Freifläche). „Es müssen deshalb endlich die Hemmnisse für den Ausbau der Windenergie an Land beseitigt und ein PV-Boom ausgelöst werden. Auch ein schnellerer Netzaus- und Umbau wird durch den steigenden Strombedarf noch dringlicher“, so Andreae weiter.

VDMA: Hoher Handlungsdruck erfordert konkrete Taten
Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, fordert von der zukünftigen Regierungskoalition eine rasche Reaktion auf die angepasste Strombedarfsprognose durch das BMWi. Auch aus VDMA-Sicht müssen dazu die Hemmnisse für den erforderlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien schnellstmöglich beseitigt werden. „Ebenso müssen im gleichen Zeitraum H2-fähige Gaskraftwerke mit einer Leistung von ca. 40 GW zugebaut werden, deren Realisierung einen Leistungsmarkt in einem integrierten Energiesystem voraussetzt“, so Rendschmidt unter Verweis auf ein vom VDMA vorgelegtes Strommarktpositionspapier. Der Investitionsbedarf auf der Stromerzeugungsseite und in den Netzen sei enorm. Jetzt müsse der regulatorische Rahmen dringend angepasst werden, um die Realisierung der Projekte auf dem Weg zur Klimaneutralität zu ermöglichen, so Rendschmidt weiter.


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17.11.2021

 



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