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Deutschland verfehlt Klimaziel 2021: Treibhausgasemissionen steigen 2021 um 4,5 Prozent

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Berlin - Das Bundeswirtschaft- und Klimaschutzministerium und das Umweltbundesamt haben vorläufige Zahlen zu den Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) im Jahr 2021 in Deutschland veröffentlicht. Nach dem pandemiebedingten Rückgang sind die Emissionen wieder deutlich gestiegen.

Im Jahr 2021 wurden nach vorläufigen Berechnungen des Umweltbundesamtes rd. 4,5 Prozent mehr Treibhausgase in Deutschland ausgestoßen als im Vorjahr 2020. Demnach lagen die Emissionen um 38,7 Prozent unter dem Wert des Jahres 1990. Das Klimaschutzziel der Bundesregierung wird offensichtlich verfehlt. Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hatte das Verpassen der Klimaziele bereits im Januar im Rahmen der Eröffnungsbilanz Klimaschutz konstatiert. Die Bundesregierung will mit einem umfangreichen Klimaschutz-Sofortprogramm entgegenwirken und die Entwicklung wieder auf Kurs bringen.

Bundesregierung will mit Klimaschutz-Sofortprogramm gegensteuern
Nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr steigen die Treibhausgasemissionen in Deutschland wieder an. So wurden im Jahr 2021 rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase (Mio. t THG) emittiert, das sind gut 33 Mio. t oder 4,5 Prozent mehr als 2020. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland um 38,7 Prozent gesunken. Damit wird das für 2020 anvisierte Ziel von 40 Prozent weniger THG-Emissionen gegenüber 1990 verfehlt.

Der Anstieg im letzten Jahr ist insbesondere im Energiesektor zu verzeichnen. Dieser weist ein Plus von 27 Mio. t. CO2-Äquivalenten (CO2e) auf rund 247 Mio. t CO2e auf. Die Gründe liegen in einer wieder gestiegenen Stromnachfrage, einer geringeren Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und einer aufgrund der Gaspreisentwicklung verstärkten Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank vor allem aufgrund schlechter Windverhältnisse um sieben Prozent. Im Verkehrssektor (148 Mio. t CO2e) und im Gebäudebereich (115 Mio. t CO2e) lagen die Emissionen über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahreshöchstmengen. Die Sektoren Industrie (181 Mio. t CO2e) und Landwirtschaft (61 Mio. t CO2e) blieben beide unter den für 2021 im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen.

Die Bundesregierung hat angesichts des bereits absehbaren Anstiegs der THG-Emissionen im Januar bereits angekündigt, mit einem Klimaschutz-Sofortprogramm zügig entgegenzuwirken. „A & O ist ein wesentlich höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern“, so Klima-Staatssekretär Patrick Graichen. Eine Hängepartie wie in den letzten Jahren dürfe es dabei nicht mehr geben. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe zudem auf dramatische Weise deutlich gemacht, wie sehr Sicherheit und Energieversorgung zusammenhängen, so Graichen weiter.

Bundesverband Erneuerbare Energien: Brückentechnologie Erdgas hat sich als Illusion erwiesen
Ähnlich wie Graichen ordnet auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Entwicklung der THG-Emissionen ein. „Die Bundesregierung muss alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um den Ausbau der Erneuerbaren massiv voranzutreiben“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Es sei gut, dass die Bundesregierung angekündigt habe, zwei Prozent der Flächen in Deutschland für die Erzeugung von Windenergie bereitzustellen. Es müsse aber auch sichergestellt werden, dass auf diesen Flächen tatsächlich Windräder entstehen. Beim Ausbau der Photovoltaik ist aus BDEW-Sicht ein konsistenter Instrumentenmix aus finanziellen Anreizen für Unternehmen sowie Bürger und eine deutliche Entbürokratisierung rund um den Bau und die Nutzung von PV-Anlagen notwendig. Im Wärmesektor werde eine beschleunigte Altbausanierung und die Ablösung fossiler Technologien durch klimaneutrale Systeme jetzt noch wichtiger. Zudem müssten die Bedingungen für Netzausbau und Wasserstoff-Hochlauf schnellstens verbessert werden, so Andreae.

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fordert eine Handlungswende. „Es braucht jetzt eine Neujustierung der Energiepolitik, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien in ihrer gesamten Technologiebreite beschleunigt und die Versorgung mit fossilen Energieträgern deutlich reduziert“, fordert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. Die Brücke Erdgas habe sich als Illusion erwiesen. Die vermeintlich notwendige Kohleverbrennung gehe fehl. „Nur heimische Erneuerbare Energien liefern dauerhaft bezahlbare, saubere und sichere Energie. Darauf ist jetzt der politische Fokus zu setzen, Hemmnisse und Hürden abzubauen und Flächen und Genehmigungen schnell bereit zu stellen“, so Peter abschließend.

Auch weltweit steigen CO2-Emissionen 2021 wieder
Auch weltweit sind die Kohlendioxidemissionen im Jahr 2021 nach dem pandemiebedingten Rückgang in 2020 wieder deutlich gestiegen. Nach den von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichten Zahlen lag der Anstieg 2021 bei 6 Prozent auf 36,3 Milliarden Tonnen (Mrd. Tonnen). Der deutliche Zuwachs ist auf den wieder deutlich steigenden Energieverbrauch zurückzuführen. Die Erholung der Energienachfrage im Jahr 2021 wurde zudem durch ungünstige Wetter- und Energiemarktbedingungen verstärkt, die dazu führten, dass mehr Kohle verbrannt wurde. Gleichzeitig verzeichnete die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen nach IEA-Angaben allerdings das bislang größte Wachstum.


© IWR, 2022


16.03.2022

 



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