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Wasserstoffwirtschaft: OGE und Nowega starten erstmalige Umrüstung einer Gas-Fernleitung auf Wasserstoff
Ziel der Bundesregierung im Rahmen der Dekarbonisierung ist neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien ein schneller und kosteneffizienter Aufbau der Wasserstoff-Netzinfrastruktur in Deutschland. Die erste Stufe ist dabei die Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes mit den zentralen „Wasserstoffautobahnen“. Im Juli 2023 haben die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) dazu ein erstes Modellierungsergebnis für das künftige Wasserstoff-Kernnetz vorgelegt. Derweil gehen die ersten Projekte zur Ertüchtigung von Ferngasleitungen für den Transport von Wasserstoff in die Umsetzung.
Maßnahmen zum Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes laufen
Beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland steht zunächst der Umbau von Fernleitungen zum Anschluss von Großabnehmern aus Industrie und Wirtschaft auf der Agenda. Erst in einer weiteren, später anstehenden Umsetzungsphase rückt auch die Versorgung von Endverbrauchern auf der Ebene der Verteilnetzebene in den Fokus.
Unter dem Motto „Rohr frei für H2“ haben die Ferngasnetzbetreiber Nowega und OGE in Niedersachsen jetzt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vollzogen. Erstmals wurde in Deutschland auf der OGE Verdichterstation Emsbüren mit der Umstellung einer Ferngasleitung auf den Transport von Wasserstoff begonnen.
Zunächst wird dabei das vorhandene Erdgas aus den Leitungsabschnitten Emsbüren-Bad Bentheim und Bad Bentheim-Legden in einen anderen Leitungsabschnitt umgepumpt. Dieser Vorgang dauert etwa zwei Tage. Direkt im Anschluss werden die insgesamt ca. 46 km langen Leitungsabschnitte vom Erdgasnetz getrennt. Danach starten die Ertüchtigungsmaßnahmen für den Transport von Wasserstoff, der voraussichtlich ab 2025 erfolgen wird. Mit der Umstellung wird zukünftig zahlreichen Abnehmern aus Industrie und Mittelstand ein Anschluss an die Wasserstoffversorgung ermöglicht.
Die Leitungsabschnitte sind Teil des Projektes GET H2 Nukleus, und sind zur Förderung als IPCEI (Important Project of Common European Interest) ausgewählt. Der Abschnitt Emsbüren-Bad Bentheim gehört OGE, der Abschnitt Bad Bentheim-Legden befindet sich zu je 50 Prozent im Eigentum von OGE und Nowega. Eine weitere Leitung von Nowega, die von Lingen nach Bad Bentheim führt, soll ab November 2023 auf Wasserstoff umgestellt werden. Mit dem Neubau einer Leitung als Lückenschluss in Lingen hat Nowega Ende September begonnen. Beide Fernleitungsnetzbetreiber sind Teil der Initiative GET H2, deren Ziel es ist, den Kern für eine bundesweite Wasserstoffinfrastruktur zu etablieren.
„Mit diesen ersten 46 Kilometern Wasserstoffleitung wird der Grundstein für ein leistungsstarkes und effizientes Netz der Zukunft gelegt. Sie wird ein wichtiger Bestandteil unserer zukünftigen Energieversorgung sein und auch Unternehmen in Nordrhein-Westfalen dabei helfen, ihre Energiestrategie stärker auf diese zur Bewältigung der Transformation zur Klimaneutralität wichtige Technologie auszurichten“, betont Silke Krebs, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen die landesweite Bedeutung der Umstellung.
Energieversorger investieren in wasserstoffbasierte Gaskraftwerke
Parallel zum Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes stellen die Energiekonzerne von Kohlekraftwerken auf Gaskraftwerke um. So ist in Stuttgart-Münster Ende März 2023 mit dem Spatenstich für ein neues wasserstofffähiges Gaskraftwerk des Energiekonzerns EnBW der Startschuss für Investitionen in Milliardenhöhe in Baden-Württemberg erfolgt. EnBW will im mittleren Neckarraum die Stromerzeugung aus Kohle bis 2026 vollständig beenden und die CO2-Emissionen deutlich senken. Dazu investiert das Unternehmen in Baden-Württemberg in drei neue Gaskraftwerke mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,6 Mrd. Euro. Wie an allen „Fuel Switch“-Standorten, soll auch die neue Anlage in Stuttgart spätestens 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Ein weiteres Beispiel ist der Energieversorger Mainova, der die Kohleverstromung im Jahr 2026 beenden will und dazu sein größtes Frankfurter Heizkraftwerk, das HKW West, umbaut. Am Standort entstehen zwei neue, leistungsfähige wasserstofffäige Gasturbinenanlagen, die weiterhin Wärme und Strom gleichzeitig produzieren. Bis 2026 soll das bisher im Wesentlichen mit Steinkohle betriebene Heizkraftwerk vollständig auf zunächst Erdgas umgestellt werden, bevor perspektivisch der Switch auf CO2-freies Gas wie grünen Wasserstoff erfolgt.
Ausbaudynamik bei Erneuerbaren Energien gewinnt 2023 an Fahrt
Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien im Zuge der Energiewende gewinnt nach den Weichenstellungen der Bundesregierung in Deutschland im Jahr 2023 weiter an Fahrt. Von Januar bis September 2023 sind bereits rd. 790.000 Solaranlagen mit einer Leistung von über 10.300 MW in Betrieb gegangen. Das bisherige Jahres-Allzeithoch beim Solarausbau in Deutschland aus dem Jahr 2012 (Jahreszubau: knapp 8.200 MW) ist damit bereit nach neun Monaten pulverisiert. Auch das Zwischenziel der Bundesregierung im Ausbaupfad Photovoltaik bis 2035 von 9.000 MW Solarleistung für das Jahr 2023 ist bereits erreicht. Das geht aus der Auswertung von Daten des bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) geführten Marktstammdatenregisters (MaStR) durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster hervor (Datenstand: 13.10.2023).
Neben dem PV-Ausbau haut auch der Ausbau der Windenergie (On- und Offshore) von Januar bis September 2023 deutlich an Fahrt gewonnen. Mit einer Leistung von rd. 2.670 MW, die in den ersten neun Monaten 2023 in Betrieb gegangen ist, ergibt sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 50 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2023 geht das IWR in seiner Prognose davon aus, dass die neu ans Netz angeschlossene Wind- und Solarleistung in Deutschland über 15.000 MW (15 GW) erreichen könnte. Die zusätzliche Stromerzeugung allein durch den Wind- und Solarzubau 2023 beträgt danach jährlich ca. 20 Mrd. Kilowattstunden Strom.
© IWR, 2023
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