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Strom-Blackout: Europäische Netzbetreiber leiten Untersuchung zum massiven Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel ein

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Brüssel - Nach dem Blackout auf der Iberischen Halbinsel am 28. April 2025 hat der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) gemeinsam mit europäischen Regulierungsbehörden und Koordinierungszentren eine Expertenkommission eingesetzt. Sie soll die Ursachen des großflächigen Stromausfalls ergründen und Handlungsempfehlungen ableiten. Klar scheint zu sein, dass das Problem im Süden Spaniens begann.

Dem Gremium gehören Fachleute betroffener und unbeteiligter Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) an. Es wird geleitet von Experten, die selbst nicht in das Ereignis involviert waren. Die Untersuchung erfolgt folgt dem Regelwerk der Verordnung (EU) 2017/1485 und der „Incident Classification Scale Methodology“ und gliedert sich in zwei Phasen.

Phase 1: Auswertung der Daten zum Ablauf der Ereignisse
Der Stromausfall ist das Ergebnis einer komplexen Ereigniskette, für die ENTSO-E auf Grundlage der bisher bekannten Informationen eine vorläufige Chronologie erstellt. Eine detaillierte Analyse des Expertengremiums wird in einem umfassenden technischen Bericht veröffentlicht.

Vorläufige Analysen deuten darauf hin, dass es in der halben Stunde vor dem vollständigen Stromausfall um 12:33 Uhr MEZ im kontinentaleuropäischen Synchrongebiet zu zwei Schwankungen (Leistungs- und Frequenzschwankungen) kam und zwar zwischen 12:03 und 12:07 Uhr MEZ sowie zwischen 12:19 und 12:21 Uhr MEZ. Die Übertragungsnetzbetreiber Spaniens (Red Electrica) und Frankreichs (RTE) ergriffen Maßnahmen zur Eindämmung dieser Schwankungen. Zum Zeitpunkt des Störfalls gab es keine Schwankungen, die Netzvariablen lagen im normalen Betriebsbereich.

Vor dem Vorfall beliefen sich die internationalen Austauschprogramme Spaniens auf 1.000 MW nach Frankreich, 2.000 MW nach Portugal und 800 MW nach Marokko, alle in Exportrichtung. Der Ablauf des Vorfalls stellt sich danach wie folgt dar: Ab 12:32:57 Uhr MEZ und innerhalb von 20 Sekunden danach wurde in Südspanien vermutlich eine Reihe von Stromausfällen registriert, die sich zunächst auf insgesamt 2.200 MW belaufen. In Portugal und Frankreich wurden keine Stromausfälle beobachtet. Infolge dieser Ereignisse nahm die Frequenz ab, in Spanien und Portugal ist ein Spannungsanstieg zu beobachten.

Zwischen 12:33:18 und 12:33:21 MEZ sank die Frequenz des Stromnetzes der Iberischen Halbinsel weiter und erreichte 48,0 Hz. Die automatischen Lastabwurf-Schutzpläne Spaniens und Portugals wurden aktiviert. Um 12:33:21 Uhr MEZ wurden dann die Wechselstrom-Freileitungen zwischen Frankreich und Spanien durch Schutzeinrichtungen gegen Synchronisationsverlust abgeschaltet.

Um 12:33:24 Uhr MEZ brach das iberische Stromnetz vollständig zusammen und die HGÜ-Leitungen zwischen Frankreich und Spanien stellten die Stromübertragung ein.

Anschließend erfolgte sukzessive die Wiederherstellung der Stromversorgung. Zunächst wurden Verbindungen zwischen Frankreich und Spanien sowie zwischen Marokko und Spanien wieder unter Strom gesetzt. Vom Beginn der Wiederherstellung bis etwa 13:30 Uhr MEZ starteten mehrere schwarzstartfähige Wasserkraftwerke in Spanien ihre Schwarzstartprozesse, um die Wiederherstellung des Systems einzuleiten. Anschließend gelang den beiden schwarzstartfähigen Kraftwerken in Portugal nach erfolglosen Vorversuchen der Anlauf, so dass der Wiederaufbauprozess in Portugal mit zwei Inseln eingeleitet werden konnte.

ENTSO-E wird die Ergebnisse der Untersuchung der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten über die Koordinierungsgruppe Elektrizität vorlegen. Alle bisher veröffentlichten Informationen gelten bis zur Vorlage des Abschlussberichts als vorläufig.

Phase 2: Konkrete Empfehlungen nach dem großflächigen Stromausfall
In der zweiten Phase entwickelt das Gremium auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Phase 1 konkrete Empfehlungen, wie vergleichbare Störungen künftig vermieden oder begrenzt werden können. Diese Handlungsvorschläge fließen in einen abschließenden technischen Bericht ein, der ebenfalls veröffentlicht wird. Die Empfehlungen können technische, betriebliche oder regulatorische Maßnahmen betreffen.

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14.05.2025

 



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